Einst standen die beiden Kabelnetzbetreiber Primacom und Tele Columbus unter der Schirmherrschaft der Orion-Gruppe. Erst 2010 trennten sich ihre Wege. Nun, drei Jahre später, sollte es erneut eine Familienzusammenführung geben, denn der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus bekundete deutliches Interesse am Konkurrenten Primacom. Mit gut gefüllter Kasse wollte Tele Colombus seinem Wettbewerber entgegentreten und ihn aufkaufen. Allerdings erteilte der Übernahmekandidat dem Unternehmen eine deutliche Abfuhr und wies ein Übernahmeangebot von Tele Columbus entschieden zurück. Im Gegenzug könnte sich Primacom aber vorstellen, selbst aktiv zu werden und innerhalb der Konsolidierung auf dem deutschen Kabelmarkt eine Rolle zu spielen. Im Augenblick steht das Unternehmen finanziell gut da, wäre also durchaus in der Lage, sein Geschäft weiter auszubauen. Primacom-Chef Grendel sagte selbst „wir sind Käufer, nicht Übernahmeobjekt”.
Tele Colombus unterbreitet ein unzufrieden stellendes Angebot
Grund dafür, dass die beiden ehemaligen Geschwister auch in Zukunft getrennte Wege gehen, ist das unzufrieden stellende Angebot von Tele Columbus. Die offerierte Summe soll laut Grendel weniger als 360 Millionen Euro betragen haben. Kein Wunder also, dass das Unternehmen nicht eine Sekunde darüber nachdachte, das Angebot anzunehmen. Derzeit laufen zwischen den beiden Kabelanbietern keine Übernahmegespräche mehr.
Darüber dürften sich vor allem DSL-Anbieter freuen, denn der Zusammenschluss hätte zu einer Verschärfung des Wettbewerbs mit DSL-Anbietern wie der Deutschen Telekom geführt. Schon jetzt sind Primacom und Tele Columbus feste Größen auf dem Markt. Beide Rivalen betreiben Kabelnetze vorwiegend im Osten der Republik. Dabei ist Primacom mit rund einer Million angeschlossenen Haushalten der viertgrößte deutsche Netzbetreiber. Tele Columbus rangiert mit sage und schreibe 2,1 Millionen angeschlossenen Haushalten auf Platz drei und ist damit direkt hinter den Branchenriesen Kabel Deutschland und Unitymedia.
Nur einen Schritt vom Insolvenzabgrund entfernt – die gemeinsame Vergangenheit der Kabelanbieter
Primacom und Tele Columbus teilen ein gemeinsames Schicksal. Einst waren die Netzbetreiber Geschwister in der Orion-Gruppe. Von den Investoren wurden sie mit hohen Schulden belastet, eine Last, unter der sie zu zerbrechen drohten. Erst als bei beiden Netzbetreibern Gläubiger das Kommando übernahmen, zeigte sich Licht am Ende des Tunnels. Primacom ging im Jahr 2010 in ein Insolvenzverfahren und konnte kurz vor seiner Versteigerung von einem Konsortium der ING Bank Niederlande übernommen werden. Tele Columbus wurde schon Ende 2009 vor der drohenden Insolvenz gerettet. Seither waren beide Unternehmen immer wieder als Übernahmekandidaten im Gespräch. So zeigten sowohl Telekom als auch Kabel Deutschland ein deutliches Interesse an Tele Columbus. Besonders Kabel Deutschland kam dem Ziel einer Übernahme sehr nah und scheiterte lediglich am Widerstand des Bundeskartellamtes. Inzwischen wurde der Branchenriese Kabel Deutschland von Vodafone übernommen.
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